Von automatisierten Softwarelösungen bis zum digitalen Produktpass: Warum Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammengehören
Die digitale Transformation gilt als Dauerthema in der Wirtschaft. Sämtliche Branchen, ganz gleich, ob B2B oder B2C sind dazu angehalten ihre Businessmodelle zu digitalisieren, um den Anschluss nicht zu verlieren. Doch die umfassende Nutzung von Softwarelösungen dient keinesfalls nur dem kurzfristigen Wettbewerbsvorteil, sondern führt zwangsläufig zu einer massiven Effizienzsteigerung. Durch das große Potenzial für einen sparsameren Umgang mit Ressourcen hat sich die Digitalisierung als wichtige Säule nachhaltiger Unternehmenskonzepte etabliert. Kein Wunder also, dass heutzutage immer öfter von einer „Twin Transformation“ die Rede ist – die Symbiose aus digitalem und nachhaltigem Wandel
Digitale Transformation braucht ein langfristiges Konzept
Lange gab es viel Kritik am schleppenden Vorankommen bei der Digitalisierung in Deutschland. Laut eines aktuellen Digitalisierungsberichts der KfW stiegen die Investitionen in letzter Zeit jedoch. Eine Triebfeder ist vermutlich die Corona-Pandemie gewesen, die Unternehmen mit veralteten Geschäftsmodellen auflaufen ließ. Wer die digitale Transformation in den Vorjahren verschlafen hatte, musste nun innerhalb kürzester Zeit einiges nachholen. Im Mittelstand stiege die Digitalinvestitionen im Jahr 2021 deshalb auf ein Rekordhoch von rund 23 Milliarden Euro an. Die Umfrage zeigt aber auch, dass große Unternehmen deutlich mehr Geld für den digitalen Umbau von Geschäftsprozessen in die Hand nehmen. Doch auch kleinere Betriebe haben dank günstiger Cloud-Lösungen und Software-Tools mittlerweile die Möglichkeit, viele Bereiche wie das Rechnungswesen digitaler und dadurch effektiver zu gestalten. Komplettlösungen für die Buchhaltung setzen bereits viele personelle und auch finanzielle Ressourcen frei, die sich gewinnbringend an anderen Stellen einsetzen lassen. Wer es sich leisten kann, der nutzt zusätzlich KI-gestützte Analyse- und Planungssoftware, die von der Fertigung bis zur Logistik eine immer größere Rolle spielt. Häufig fehlt es dabei lediglich an langfristigen und übergeordneten Strategien. Eine solche könnte jedoch die Twin Transformation sein.
Das Potenzial der „Twin Transformation“
Steigende Preise für Energie und Rohstoffe haben viele Firmen zum Sparen angeregt. Am ökonomischsten geht dies selbstverständlich über eine Steigerung der Effizienz. Diese senkt nicht nur die Kosten und steigert den Profit, sondern hilft auch dabei, Resilienzen aufzubauen. Ein weiterer interessanter Aspekt sind die großen Schnittmengen mit den Anforderungen an ein nachhaltigeres Wirtschaften. Das Ziel sollte es deshalb sein, die Synergieeffekte beider Transformationsprozesse zu kombinieren. Ein gutes Beispiel ist die Organisation von Lieferketten. Digitale Tools, die bei der Bedarfs- und Routenplanung helfen, beseitigen auch überflüssige Transportwege und verringern somit gleichzeitig die Emissionen. Darüber hinaus lassen sich die Zyklen von Wertstoffen viel besser nachvollziehen, wodurch Recyclingvorhaben einen höheren Wirkungsgrad erzielen.
Die Idee der Twin Transformation geht aber weit über das Optimieren von bestehenden Prozessen und Geschäftsstrukturen hinaus. Am Ende könnte durch die Verschmelzung von Nachhaltigkeits- und Digitalisierungsstrategien sogar ganz neue Geschäftsmodelle entstehen. Hierzu gehören digitale Dienstleistungen, die das Tracking von Roh- oder Werkstoffen ermöglichen, um eine vorausschauende Lagerhaltung zu realisieren. Diese ist auch für das E-Commerce interessant, wo manche Anbieter bereits jetzt schon an Lösungen arbeiten, die es ermöglichen sollen, das Verhalten der Kunden zu antizipieren und die entsprechenden Artikel bereits vor dem Kauf in die Zielregion zu liefern. Ganz andere Möglichkeiten ergeben sich im Bereich der nachhaltigen Bauwirtschaft, in der sich mit digitalen Hilfsmitteln neue Verfahren einsetzen lassen, die den ökologischen Fußabdruck der Branche stark verkleinern würden.
Die nachhaltige Data-Value-Chain
Die Idee Nachhaltigkeit mit dem Konsumvolumen einer entwickelten Marktwirtschaft zusammenzubringen, ist kein Randthema mehr, sondern längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Bei der Umsetzung konkurrieren aktuell verschiedene Ansätze miteinander, die sich teilweise jedoch ergänzen können. Eine Strategie forciert die Verlagerung in den virtuellen Raum. In Bezug auf Medienprodukte sowie Dienstleistungen ist dies meistens problemlos möglich. Schwieriger wird es aber bei Produkten, die eine konkrete Aufgabe in der physischen Welt übernehmen. An dieser Stelle steht die Data-Value-Chain (Daten-Wertschöpfungskette) im Mittelpunkt. Dabei handelt es sich um ein Konzept aus der Datenanalytik und zugleich eine wichtige Grundlage für ressourcensparende Warenkreisläufe. Die Data-Value-Chain lässt sich in verschiedene Prozessschritte gliedern, die von der Erfassung und Speicherung von Daten über die Auswertung bis hin zur Entscheidungsfindung reichen. Das übergeordnete Ziel ist eine datengestützte Unternehmensführung, bei der vorhandene Mittel so effektiv wie nur möglich eingesetzt werden. Hierfür greift das Modell auf Unmengen von Daten zurück, die aus verschiedenen Quellen stammen – beispielsweise von einer vollautomatischen Sensorik oder einem externen Dienstleister. Die erhobenen Daten verbleiben jedoch nicht im einzelnen Unternehmen, sondern werden auch darüber hinaus mit anderen Beteiligten geteilt.
Mit dem digitalen Produktpass zur Kreislaufwirtschaft
Wichtig für eine durchgängige und konsequente Data-Value-Chain ist die Standardisierung von Informationen. Genau an diesem Punkt setzt der digitale Produktpass an. Der Austausch von Daten zwischen verschiedenen Akteuren in der Wertschöpfungskette gestaltet sich momentan noch sehr schwierig, da Anleitungen, Produktinformationen und Angaben zu den verwendeten Ressourcen an unterschiedlichen Stellen zu finden sind. Das könnte sich mit dem digitalen Produktpass ändern. Er soll als neuer Standard alle wichtigen Informationen bereitstellen und so für mehr Transparenz sorgen. Für den Zugriff benötigt es nicht mehr als ein herkömmliches mobiles Smart-Gerät, sodass Produzenten, Lieferanten, Verbraucher und Entsorger jederzeit und ohne spezielle Soft- oder Hardware Daten austauschen und lesen können.