Acer: “Der Markt wird sich auch ohne 5G entwickeln”
Mit Concept D öffnet sich Acer eine Tür in den Creative Markt. Wie soll sich die neue Marke entwickeln und welche Ziele setzt Acer für das Chromebook und sein Business-Portfolio? Im Interview – Emanuel Fromont, EMEA President und Acer-Deutschland-Chef Wilfried Thom.
Wir waren in New York und haben mit Emanuel Fromont, Acer-President Western Europe sowie Deutschland-Chef Wilfried Thom über die nächsten Schritte im Acer Universum gesprochen: Welche Entwicklungen sich in den Brands und Produkten zeigen und welche zukünftigen Chancen für den Channel bereitstehen.
ChannelBiz.de: Wir haben über Concept D gesprochen. Dass es auf dem deutschen Markt verfügbar sein wird. Ich habe Ihnen zuvor erzählt, dass wir viel mit dem B2B-Markt zu tun haben. Was würden Sie sagen, ist Ihr heutiger Standpunkt im DACH-Markt, bezüglich B2B? Sind größere Veränderungen, bzw. Tendenzen, in Sicht?
Emanuel Fromont: Ich kann kurz etwas zu EMEA sagen und dann kann Wilfried für Deutschland sprechen und ins Detail gehen.
In Europa macht der gewerbliche Bereich heute insgesamt mehr als 30 Prozent unseres Geschäfts aus. Zu oft wird Acer als Verbrauchermarke bezeichnet. Aber die Leute vergessen, dass wir eine komplette Produktlinie für den Channel haben. Wir sind sehr stark im Bereich Bildung, was ich irgendwo zwischen Verbraucher und traditionellem Channel kategorisieren würde. Im Bildungsbereich sind wir mit dem Chromebook führend sowie im Microsoft-Umfeld sind wir die Nummer drei.
Dazu haben wir im B2B-Bereich eine komplette Produktlinie. Wir bringen heute das Refresh des neuen TravelMate P6 auf den Markt, wodurch sich zeigt, dass wir immer mehr Produkte entwickeln. Wir sehen den Trend, dass die für den Consumer-Bereich typischen Designs eines Tages ihren Weg in den Corporate-Bereich finden werden. Und es hat lange gedauert, aber langsam sehen wir, dass das schöne Design, das wir beim Verbraucher genossen haben, in Mode kommt. Das ist definitiv ein Weg, wie wir uns selbst stärken können.
Und, wir können später mehr über Concept D sprechen, aber Concept D wird definitiv genauso aufgebaut, wie wir bei den anspruchsvollsten Gamern vertrauen zu Predator aufgebaut haben. Mit Concept D wollen wir den anspruchsvollsten Firmenanwendern oder Workstation-Creator zeigen, dass wir ein für sie relevantes System finden, und dass wir unsere gesamte Vertrauenswürdigkeit im Business System aufbauen können. Es ist eine Herausforderung für uns, aber sehr aufregend.
Wilfried Thom: Ich kann etwas hinzufügen, denke ich. Es ist ähnlich wie Emanuel es bereits erwähnt hat, dass mehr oder weniger ein Drittel des Umsatzes, auch in Deutschland, im Business Bereich erzielt wird. In Deutschland vertreiben wir über 3000 Silver Synergy Partner. Und wir praktizieren dieses Geschäft schon seit langem. Natürlich haben wir auch einen großen Teil unverwaltete Partner, was bedeutet, dass wir eine riesige Basis haben, die wir in Deutschland nutzen können, und ich denke, wir sind mit PCs, aber auch in der öffentlichen Basis und der Unternehmensbasis recht erfolgreich. Wir sind auch mit Monitoren ziemlich erfolgreich. Viele Leute wissen es vielleicht nicht, aber in Deutschland sind wir meist auf Platz zwei oder drei (je nach Quartal).
Wir freuen uns darauf, eines der ersten Länder zu sein, das Concept D erhält. Ich bin mir sicher, dass sich die Umsätze und sogar unser Einstieg in den Reseller-Markt verbessern werden, da wir die ersten sind, die dem Markt eine neue Lösung anbieten.
ChannelBiz.de: Wir haben heute schon das neue Chromebook Line-Up gesehen. Und wir wissen, dass das Chromebook jetzt schon 5 Jahre existiert. Ich denke, Europa war hierfür am Anfang nicht der wichtigste Markt und Acer hat heute glaube ich gezeigt, dass sich die Märkte ändern. Und vielleicht gibt es einen neuen Weg, um sich nicht nur auf Bildung und Hobbyanwender, sondern auch auf Geschäftsanwender zu konzentrieren.
Welche Pläne gibt es, diese Chromebook-Botschaft auf den Markt, zu den Geschäftskunden zu bringen? Was sind die Schwerpunkte die Acer ansprechen wird bezüglich, Chromebook als alternative für Business-User?
Emanuel Fromont: Wir sehen, dass das Google-Ökosystem im Allgemeinen beginnt, in Unternehmen ansehen zu gewinnen, beginnend mit den G-Suite Produkten und dem E-Mailing. Und ich denke, Unternehmen hatten die Wahrnehmung, dass die Hardware selbst eher eine Einsteiger- und Bildungs-Hardware war und nicht unbedingt die gleiche Hardware, die sie in den anderen Ökosystemen bekommen können.
Also eine unserer Schlüsselbotschaften ist: Sie müssen beim Chromebook keine Kompromisse bezüglich Hardware eingehen. Sie können Kern, Speicher und alle Ports haben, die Sie wollen. Sie müssen also nicht das Gefühl haben, dass Sie Ihre Hardware downgraden werden, wenn Sie sich für dieses Ökosystem entscheiden.
Natürlich arbeiten wir eng mit Channel-Partnern und Google zusammen, um dieses System im Unternehmen zu erweitern. Wir arbeiten auch viel mit Microsoft zusammen, so dass wir nicht an das eine oder andere gebunden sind.
Aber wir sind weltweit führend mit Chrome, also sind wir in gewisser Weise differenzierter, haben ein besseres Portfolio und unsere gemeinsame Geschichte ist ein wenig stärker. In den anderen Ökosystemen hingegen gibt es mehr Wettbewerb. Deshalb ist es für uns ein interessantes Segment.
Und wir können davon träumen, im Enterprise super groß zu sein, aber wir müssen Zugangsmöglichkeiten zu dieser Welt finden. Und ich denke, Concept D ist eins, Monitor ist eins und Chromebook ist eins. Wir sind wirklich einzigartig in unserem Angebot für dieses Publikum.
Wilfried Thom: Und wir haben wirklich eine starke Position mit den Chromebooks. Weil wir laut RDC im vergangenen Jahr Weltmarktführer waren. Wir haben 47 Prozent des Gesamtmarktes erreicht, d.h. Bildung, B2C und langsam auch Enterprise. Der Markt in Deutschland für Chromebooks ist im Vergleich zu anderen Ländern wirklich recht gering. Aber wenn Sie sich die anderen Länder in Europa ansehen, werden Sie sehen, dass Großbritannien ziemlich stark ist, die Niederlande unglaublich stark, komplett Skandinavien, Frankreich und Spanien stark sind. Und wir glauben, dass es früher oder später auch nach Deutschland überspringen wird
ChannelBiz.de: Glauben Sie, dass sich der Markt in Deutschland verändern könnte, wenn das Mobilfunknetz stärker ausgebaut wird, so dass Sie die Cloud-Services von Chromebook wirklich ausnutzen können? Ist das ein Trigger-Point, der verbessert werden muss?
Wilfried Thom: Selbstverständlich! Sobald Sie 5G haben, haben Sie eine 10-fach höhere Geschwindigkeit, und alles wird sich in die Cloud bewegen.
Das würde eine große Nachfrage für Google auslösen. Aber dennoch wird sich auch ohne 5G der Markt entwickeln. Ich bin mir sicher, dass wir noch etwas länger auf 5G warten werden müssen. (Er lacht)
ChannelBiz.de: Lassen Sie mich noch einmal auf Concept D zurückkommen.
Jason sagte es bei der Vorstellung vorhin ganz gut: Sie haben diese Hardcore-Performance-Benutzer, die Predator-Geräte verwenden, und jetzt haben Sie diese Concept-Geräte, die mit einem neuen Design usw. mehr business-like sind.
Worin besteht der Hauptunterschied zwischen einem Predator-Gerät und einem Concept D-Gerät?
Könnte ich ein Concept D-Gerät genauso gut wie ein Predator-Gerät für Spiele verwenden?
Emanuel Fromont: Der offensichtlichste Unterschied ist der Bildschirm, wir haben wirklich viel daran gearbeitet, den bestmöglichen Bildschirm zu schaffen, da wir wissen, dass dies für die Nutzer so wichtig ist. Also, der Bildschirm ist besser.
In der Theorie können beide Geräte das gleiche, mit dem Unterschied, dass die Optimierung des Kühlsystems etwas anders ist, da das eine auf die maximale Leistung abgestimmt ist und das andere auf die durchschnittliche Leistung und die Lautstärke. Wir haben also große Mühen auf uns genommen, um diesen niedrigen dB-Wert zu erreichen. Ein Gamer spielt 3-4 Stunden am Tag, ein Kreativer sitzt täglich 10-12 Stunden vor seinem Rechner. Daher ist es sehr wichtig, diese Stille zu haben.
Das Design haben wir natürlich nicht so aggressiv gemacht wie bei den Gaming-PCs. Im Go-To-Market wird Concept D sich daher mehr an B2B, Pros und andere richten.
Obwohl wir uns mehr an die Profis richten, gibt es trotzdem eine gewisse Nachfrage von Studenten.
Was sich immer mehr zeigen wird, ist, dass Concept D ein Ökosystem ist und in diesem Ökosystem spielt ISV eine große Rolle. Und heute arbeiten wir ständig mit Adobe und anderen Anbietern zusammen. Wir möchten mit Concept D von ISV und vielen anderen Software Partnern zertifiziert werden – was wir mit Predator nicht machen.
ChannelBiz.de: Welche Pläne gibt es für das Marketing von Concept D? Wird es eine eigene Marke mit eigenen Popup-Stores und Flaggschiffen sein oder wird sie in das Acer-Ökosystem aufgenommen? Gibt es bereits gesetzte Wege, von denen Sie wissen?
Emanuel Fromont: Das Ziel ist es definitiv, eine Marke zu schaffen. Ähnlich wie bei Predator werden wir das Acer-Logo nicht verstecken, aber im Laufe der Zeit ist die Idee, dass Concept D eine eigene prominente Stellung vertritt und es wird ziemlich ähnlich sein wie das, was wir mit Predator gemacht haben. Es wird ein vollständiges Portfolio und ein vollständiges Ökosystem geben.
Wilfried Thom: Wichtig ist, dass wir, da wir zu 100% indirekt sind, unseren Kundenstamm aus unserer Reseller-Basis nutzen werden, um die Concept D-Lösung zu vertreiben. Als Concept D-Marke – hergestellt durch Acer. Es wäre ein Traum mit Concept-D eine ähnliche Reise zu unternehmen wie wir es mit Predator innerhalb von 3-4 Jahren erreicht haben.
ChannelBiz.de: Wie sehen Sie Ihre Chancen im europäischen oder im DACH-Markt in den nächsten 2-3 Jahren? Sehen Sie bestimmte Tendenzen, dass zum Beispiel das Chromebook stärker wird, oder denken Sie das die High-Performer wie Concept D bessere Chancen haben? Gibt es ein konkretes Ziel, den Markt in den nächsten 2-3 Jahren zu durchdringen?
Emanuel Fromont: Wo wir bereits stark sind, wollen wir stark bleiben und sogar noch stärker werden. Wir sind seit kurz nach dem Launch des ersten Chromebooks damit auf Platz eins. Wir sehen Gaming nach wie vor als eine sehr starke Branche für uns, deshalb wollen wir dort unsere Führungsrolle behaupten. Concept D wird auf der Prioritätenliste weit oben stehen.
Nicht, dass der Rest nicht wichtig wäre. Wir verkaufen viel mehr TravelMate und Aspire, wie wir jemals Concept D oder Predator verkaufen werden. Aber im Endeffekt geht es darum, wo konzentriere ich mein Marketing und wie erzeuge ich einen Trickledown-Effekt.
Wir können sehen, dass Predator unser Ansehen bei Profispielern aufgebaut hat. Folglich sehen dann die Leute Nitro von Acer, und vertrauen dem Produkt. Mit Concept D wollen wir zeigen, dass der anspruchsvollste Kreative Nutzer Acer als Marke vertrauen kann und sich das auf unsere gesamte Produkt-Linie auswirkt.
Der Markt selbst ist ein wenig kommerzialisiert, und Waren zu vermarkten bzw. zu bewerben kann sehr schwierig werden. Daher passen wir unsere Waren an den Markt an. Chrome, Concept D – und wir haben es heute nicht erwähnt, aber der Swift 7 ist wirklich unglaublich. Das sind Teilsegmente, die nicht kommerzialisiert sind, und die gesamten Marketinginvestitionen fließen dorthin.
Das ist die Strategie und das Konzept für die nächsten Jahre.
Wilfried Thom: Für Acer sehe ich persönlich eine wirklich große Chance. Denn beide Märkte, Creative und Chromebook, sind zumindest in Deutschland, völlig neu. Was bedeutet, dass da heute fast noch niemand ist. Somit werden wir zum führenden Spieler.
Wir haben das Wissen, wir haben die Produkte und wir treiben das zusammen mit unseren Resellern an. Was dafür sorgt, dass wir heute 47 Prozent Marktanteil mit den Chromebooks haben. In Deutschland haben wir sogar einen noch höheren Marktanteil.
Wir werden in Zukunft wahrscheinlich nicht 60 % Marktanteil halten, aber wenn der Markt 7-, 8- oder 10-fache wächst und wir noch immer einen Marktanteil von mindestens 35 % haben – dann sag ich: Wo soll ich unterschreiben? Und das Gleiche gilt auch für den Creative Bereich.
ChannelBiz.de: Sie haben gerade das indirekte Vertriebsmodell von Acer erwähnt, welches Acer in DACH bzw. in gesamt Europa verfolgt. Was werden Sie Ihren Partnern bezüglich der neuen Marke und den Chromebooks sagen? Wie können diese Partner Sie dabei unterstützen, den Markt zu gewinnen und Acer erfolgreicher zu machen?
Wilfried Thom: Gute Frage! Dazu kann ich Ihnen aber erst beim Commercial Kick-Off in München am 7ten Mai etwas sagen, wozu ich Sie herzlichst einlade. Dort werden wir auch unsere Commercial Strategy für 2019 und 2020 vorstellen.
Emanuel Fromont: Ich möchte noch eine Botschaft an die Channel Partner aussprechen: Betrachten Sie uns bitte nicht als reine Consumer Brand. Wir haben ein wahrlich großes Commercial Line-Up. Über die Zeit muss sich dieses Image ändern, dass wir eine reine Consumer Brand sind. Für jeden Channel Partner gibt es sicherlich einen Weg, wie Sie gemeinsam mit Acer erfolgreich sein können und sich im Markt differenzieren können und somit Margen gewinnen. Ich bin der Ansicht, dass diese Botschaft sehr wichtig für den Channel ist.
Quelle Titelbild: Channelbiz