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John von Tetzchner: Vivaldi braucht keinen Channel

Erneut kommt ein kostenloser Internet-Browser auf den Markt. Seit 3. November frühmorgens ist der erste öffentliche Test der norwegischen Software Vivaldi eingeläutet. Diesmal ist die Nutzeroberfläche extrem schlank – und flexibel. Nutzer können selbst festlegen, wo Tabs und andere Elemente stehen, keine Platz stehlenden Icons verkleinern den Blick auf den Web-Inhalt, und einige neue Features waren so in noch keinem Browser umgesetzt.

John von Tetzchner: Wir brauchen keinen Channel

Tetzchner setzt auf millionenfache Mini-Einnahmen statt auf Vertriebskanäle: „Web-Downloads reichen“, sagt er im Gespräch mit Channelbiz.de, „denn jeder User, den unser Browser bei den Suchmaschinen abliefert, bringt uns eine minimale Summe. Wir haben Deals zum Beispiel mit Microsoft und Yahoo; mit Google noch nicht, aber wir nutzen ihre Web-Browser-Engine aus dem Chromium-Projekt“.

Mit Vivaldi Speed Dial lassen sich die meistgenutzten Seiten schnell aufrufen. (Bild Vivaldi)

Damit kann Vivaldi alles, was auch Google Chrome beherrscht, und sogar die Chrome-Extensions funktionieren hier. Die Oberfläche ist das, worauf sich das Unternehmen besonders konzentriert hat.

„Die Masse der kleinen Centbeträge der Suchmaschinenanbieter reicht am Ende, um die Firma zu finanzieren, und nichts geht in Vertriebsstrukturen verloren“. Schon in der „Technical-Preview“-Phase, die im Januar startete, kamen etwa zwei Millionen Nutzer zusammen, inzwischen sind es bereits fünf Millionen Tester.

Tabs lassen sich Gruppen zuordnen (Bild: Vivaldi)

Die GUI, auf die sich das Unternehmen konzentriert, wird „im Grunde wie mit HTML 5 und Stylesheets zusammengesetzt“, erklärt Tetzchner. So speichert das System lokal die Oberfläche, wie sie dem Nutzer am Liebsten ist – und kann flexibel verändert werden. Wer also die Browser-Tabs lieber unten oder links anordnen will, kann dies jederzeit tun. Zudem gibt es die Möglichkeit, Tabs oder Bookmarks in Gruppen zu organisieren.

Lokal speichert Vivaldi auch Notizen, die sich jeder Nutzer zu den einzelnen Webseiten-Inhalten machen kann. „Das ist wie eine lokale Datensammlung mit Links nach außen“, erklärt der Browser-Macher.

Zahleiche neue Funktionen wie die Steuerung des gesamten Surf-Vorgangs durch Mausgesten sind enthalten. Auf die Frage, ob das typische Steuerelement von Tablets auch für diese und Handgesten auf dem Toch-Screen geplant ist, antwortet Tetzchner: „Wir abeiten gerade dran“. Als nächste Funktion, die noch hinzukommt, ist der Einbau eines Mail-Clients geplant, der dann sowohl Accounts mit IMAP aufruft als auch Webmail-Systeme integrieren kann.

Der Browser kommt mit vielen neu überdachten Funktionen wie „Quick Links“ für die meistgebrauchten Seiten – etwas wie eine Weiterentwicklung von Bookmarks und Tabs.

Tastaturabkürzungen und Schnellkommandos für diejenigen, die genug vom Maus-Herumbewegen haben, sollen Power-Usern mehr Effizienz bei der Arbeit ermöglichen. Wie bei einem Kommando-Editor lassen sich zudem wichtige Funktionen durch Eintippen von Befehlen aufrufen.

Wer den passenden Kontrast benötigt, um alles erkennen zu können, muss nichts tun: Vivaldi passt ihn automatisch an die angezeigten Webseiten an.

Einnahmen durch Suchmaschinen und Millionen von Web-Downloads sind Tetzchners Weg um andere Sales-Channels herum – so hat auch Opera angefangen, das mittlerweile jedoch auch an Smartphone-Hersteller verkauft wird. Aber auch dies war der einzige zusätzliche Vertriebsweg.

Manfred Kohlen

Manfred schreibt seit 30 Jahren über Computerthemen aus verschiedenen Blickwinkeln. Das wird aber nie langweilig, denn die Branche entwickelt sich so rasant, dass es immer etwas Neues zu lernen gibt.

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