Der legendäre Markenname Commodore ist zurück, diesmal als britische Limited, die von italienischen Entwicklern gegründet wurde. Sie hat ein Commodore-Smartphone mit C64- und Amiga-Emulator angekündigt und soll noch im Lauf dieser Woche in zwei Varianten in Deutschland, Frankreich, Italien und Polen auf den Markt kommen, wie Wired berichtet.
Dass man dem Handtaschengerät in 5,5 Zoll Größe ausgerechnet den Namen PET des gleichnamigen klobigen Commodore-Desktop-Rechners verpasst hatte, verwundert aber höchstens noch Computer-Oldies, die den PET 2001 in den 70er-Jahren noch erlebt hatten (mit eingebautem grünem Röhrenbildschirm und 6502-Prozessor von MOS Technology sowie acht Kilobyte Arbeitsspeicher). Moderne Computerfreaks nehmen das Wort „Pet“ eher als englische Bezeichnung für Haustier.
Das aktuelle 5,5-Zoll-Pet nutzt ein Full-HD-IPS-Display mit einer Auflösung von 1920 mal 1080 Bildpunkten, das von einer Scheibe aus Gorilla Glass 3 geschützt wird. Das Gehäuse mit abnehmbarer Rückseite besteht aus Polycarbonat. Angetrieben wird das “Commodore PET” von einer 64-Bit-CPU von MediaTek, deren acht Kerne mit 1,7 GHz takten. Die Grafikberechnung übernimmt die Mali-GPU T760. An Arbeitsspeicher sind je nach Modell 2 beziehungsweise 3 GByte verbaut. Intern stehen entweder 16 oder 32 GByte Storage zur Verfügung. Ein MicroSD-Kartenslot erlaubt eine Speichererweiterung um bis zu 64 GByte.
Die Hauptkamera mit Sony-Sensor und LED-Blitz bietet eine Auflösung von 13 Megapixeln und eine f/2.0-Blende. Sie unterstützt auch Videoaufnahmen mit bis zu 1080p. Die 8-Megapixel-Frontkamera besitzt ein 80-Grad-Weitwinkelobjektiv. Auslösen lassen sich Aufnahmen nicht nur über den Touchscreen, sondern auch mittels einer dedizierten Taste an der Gehäuseseite.
An Kommunikationsoptionen unterstützt das Commodore-Smartphone LTE, WLAN, Bluetooth und GPS. Zur weiteren Aussattung zählen ein Micro-USB-Port, eine 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse für Kopfhörer, UKW-Radio sowie Dual-SIM-Support für Micro-SIM-Karten. Der austauschbare Akku hat eine Kapazität von 3000 mAh. Angaben zur Laufzeit liegen nicht vor.
Als Betriebssystem dient eine leicht angepasste Version von Android 5.0 Lollipop. Die vorinstallierten Emulatoren basieren auf dem Vice C64 Emulator und dem Uae4All2-SDL Amiga Emulator. Der Hersteller arbeitet laut Wired auch mit einigen Software-Entwicklern zusammen, um einige der beliebtesten Spiele der Achtzigerjahre bis zum Marktstart auf das Commodore PET zu bringen.
Die Basisversion mit 2 GByte RAM und 16 GByte Storage soll rund 300 Dollar kosten. Das Modell mit 3 GByte RAM und 32 GByte internem Speicher wird es voraussichtlich für 365 Dollar geben. Zum Lieferumfang gehört in beiden Fällen eine 32 GByte große MicroSD-Karte. Käufer haben die Wahl zwischen den Farben Weiß, Schwarz und dem klassischen Commodore-Beige.
Die Marke Commodore hat eine bewegte Geschichte hinter sich und wechselte mehrmals den Besitzer. Vor zwei Jahren sprach ein US-Bundesgericht die Markenrechte schließlich dem niederländischen Unternehmen Commodore Holdings B.V. zu, von dem seitdem jedoch nichts zu hören war. Im März gründeten dann Massimo Canigiani und Carlo Scattolini Commodore Business Machines Limited in Großbritannien. Nach eigener Aussage haben sie sich die Rechte an der Traditionsmarke für Mobilgeräte in 38 Ländern gesichert.
Ein erstes Commodore-Revival gab es bereits vor fünf Jahren, als Commodore USA eine Neuauflage des C64 ankündigte. Zwei Jahre später folgte vom gleichen Hersteller eine weitere Neuauflage des “Brotkastens” sowie eine Mini-Version des Amiga, die bis auf das Commodore-Logo aber nichts mehr mit dem Original aus Mitte der Achtzigerjahre gemein hatte.
Über welche Distributoren das Gerät verteilt werden soll, wurde nicht erwähnt, doch wenn man sich die Odyssee der Markennamensweitergabe ansieht und damit auf den letzten Rechteinhaber Yeahronimo Media Ventures stößt, trifft man auf Meldungen zu SupportPlus, einem Unterhaltungselektronikvertrieb mit Hauptsitz in den Niederlanden und Niederlassungen in sechs europäischen Ländern.
Die widersprüchliche Meldungen über Unternehmen gleichen Namens sprechen dann vom Vertrieb eines Staubsauger-Roboters, aber auch von einem Importeur chinesischer Elektronikprodukte. Laut Wired-Artikel soll das Smartphone auf jeden Fall auch in Deutschland erhältlich sein – die Vertriebswege sind also offenbar schon geregelt.
[mit Material von Björn Greif, ZDNet.de]
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